© Birgit Schulz


Schule ohne Druck

Was macht eine gute Schule aus? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Für Elisabeth Wasserbauer war klar: Ihre Kinder sollten einen anderen Weg gehen als durch das starre etablierte Schul­system. Sie gründete ihre eigene Schule – und nahm dafür viele Entbehrungen auf sich.

Susanne Wolf

„Kinder lernen ganz alleine zu gehen und zu sprechen, also werden sie auch in ihrem eigenen Tempo lesen und schreiben lernen“, ist Elisabeth Wasserbauer, die Mutter zweier Kinder, überzeugt. Diese Aussage polarisiert. Können Kinder und Jugendliche tatsächlich ganz ohne Druck und Zwang Lernfortschritte erzielen?

Das etablierte Schulsystem steht zunehmend in der Kritik. Überkommener Frontalunterricht, überforderte Lehrer, Fokus auf Schwächen statt auf Stärken, Leistungsdruck – das ganze verbunden mit einem starren Notensystem. Ein Bildungssystem, das seit einer Schulreform durch Kaiserin Maria Theresia im Jahr 1774 kaum Änderungen erfahren hat. 

Immer mehr Kinder leiden unter Schulangst. Die Beratungs-Hotline „Rat auf Draht“ berichtet, dass die Zahl der Kinder, die den Unterricht nicht besuchen wollen, im vergangenen Schuljahr dramatisch angestiegen sei. Demgegenüber steht eine wachsende Anzahl an Eltern, die ihren Kindern eine andere Art des Lernens ermöglichen wollen. Die unerträglichen Unterrichtsbedingungen während der Corona-Jahre haben diese Entwicklung beschleunigt – während jener Zeit meldeten so viele Eltern wie noch nie ihre Kinder von der Schule ab.

Elisabeth Wasserbauer war eines klar: Durch dieses System wollte sie ihre Kinder nicht schicken. „Ich hatte immer schon den Hang zum Weltverbessern“, gesteht die Oberösterreicherin schelmisch ein. „Und ich probiere lieber etwas Neues aus, als über das Alte zu jammern.“ Vor ihrer Karenz hatte sie als Geschäftsführerin der Österreichischen Medienakademie gearbeitet. Die schlüssige Alternative war also, eine eigene Schule zu gründen. 

„Wir haben die Idee einige Jahre mit uns herumgetragen, bevor wir 2019 mit den Vorbereitungen begannen“, erzählt Elisabeth Wasserbauer. Das bedeutete: Ein pädagogisches Konzept und Organisationsstatut wurde erarbeitet und bei der Bildungsdirektion eingereicht. „Der große Vorteil in Österreich ist, dass eine private Schulgründung möglich ist – das ist nicht in allen Ländern so“, erklärt Wasserbauer. Ein wichtiger Faktor für die Gründung war auch, dass sich „die richtigen Leute“ gefunden hatten: „Unter den Gründern sind zwei Pädagogen und ein Visionär, der bereits eine Schule in Nepal gegründet hat.“ 

2021 war es dann soweit: LOTUS – Freie Schule Seenland war geboren. Die Abkürzung steht für „Lernraum für Offenes Tun Und Sein“. 

Das Konzept hört sich gewagt an: Es gibt Angebote für die Schüler, aber keinen fixen Stundenplan. „Kinder lernen vom Augenblick der Geburt an“, heißt es auf der Website der Freien Schule Seenland. „Lernen ist ein natürlicher Prozess, der geschieht, wenn Menschen sich mit Begeisterung und Freude einer sinnstiftenden Tätigkeit hingeben.“

  

Keine Zeugnisse, kein Sitzenbleiben

Der Unterricht an der LOTUS Schule orientiert sich am Glocksee-Lehrplan der gleichnamigen freien Schule in Hannover und besteht vor allem aus Angeboten des Lehrpersonals an die Schüler. Das bedeutet: Es gibt keinen starren Schulstundenrhythmus, keine Fächereinteilung, weder Leistungstests noch Zeugnisse und kein Sitzenbleiben. Auch eine Intervention der Lehrer in die freien Lern- und Spielentscheidungen der Kinder wird vermieden. „Die potentielle Fähigkeit der Kinder zur Wahrnehmung ihrer eigenen Bedürfnisse wird bejaht und unterstützt“, heißt es auf der Website …

Links:

Lotus – Freie Schule Seenland

Frontpage Förderverband Freier Schulen

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Liza Ulitzka

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