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Heiße Luft

Windkraft um jeden Preis? Windräder gelten als Leuchtfeuer der Energiewende. Aber ihr Einfluss auf Klima, Mensch und Umwelt ist nicht zu unterschätzen, wie viele internationale Studien zeigen. Eine vernünftige öffentliche Debatte darüber findet nicht statt. Mit verheerenden Folgen für uns alle.

Von Liza Ulitzka

„Ich sage Ihnen eines: Das Aufnahmegerät ist eingeschaltet. Weil es ist etwas vorgefallen und ich will nicht, dass so etwas wieder passiert“, sagt Bürgermeister Eduard Köck vor dem Interview mit Die Krähe. Der kräftige Mann mit Oberlippenbart und kleinen, stechend blauen Augen, steht der 1400 Seelen Gemeinde Thaya im Waldviertel in Niederösterreich vor und ist nicht gut zu sprechen auf Journalisten. Für acht Windräder wäre die Windlage günstig im Hardwald, der drei Kilometer von der Ortschaft entfernt liegt. Darüber wird seit Monaten viel gesagt, gestritten und geschrieben und der Bürgermeister falsch zitiert, wie er auf mehrmalige Nachfrage schließlich erklärt. Wie und von wem, darüber will er nicht sprechen. „Das wird auch heute Abend Thema sein“, meint er nur dazu. Er meint den Windrad-Infoabend für die Einwohner, den der ÖVP-Bürgermeister an diesem Tag generalstabsmäßig organisiert hat. Nur Einwohner mit Hauptwohnsitz dürfen daran teilnehmen, Listen werden geführt, Ausweise kontrolliert. Weil bei vergangenen Infoveranstaltungen hunderte Leute angereist wären und Stimmung gegen die Windkraft gemacht hätten, wird Köck in der Bezirkszeitung zitiert. Dass Eduard Köck so richtig die Schnauze voll hat, wird auch in den Marktnachrichten von Thaya ersichtlich. „Derzeit sind sehr viele falsche Angaben und zum Teil auch Lügen zur Windkraft in Thaya unterwegs. Offensichtlich funktioniert „Anpatzen“ so super, dass man gerade damit alles verhindern will. Da werde ich als Bürgermeister nicht mitspielen und alle Falschspieler in die Öffentlichkeit stellen,“ schreibt er dort. 

Am Abend versammeln sich die Bewohner von Thaya

Meinungsfreiheit, aber nicht für alle?

Ohne Meinungsfreiheit keine Demokratie. Eine Selbstverständlichkeit, die heute keine mehr ist. Insbesondere der Umgang mit anderen Meinungen und die staatliche Untätigkeit diesbezüglich nehmen mittlerweile demokratiegefährdende Ausmaße an.

Von Lisa Pointner

Es ist leicht, für Meinungsfreiheit einzutreten, wenn es um Meinungen geht, die wir befürworten, jedoch umso schwerer, wenn es darum geht, unliebsame Meinungen zu ertragen. Ein Zitat, das gerne – wohl aber fälschlicherweise – Voltaire zugeschrieben wird, bringt das Wesen der Meinungsfreiheit auf den Punkt:

„Ich bin mit dem, was Sie sagen, nicht einverstanden, aber ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis in den Tod verteidigen.“

Schutz bedürfen nämlich gerade die Meinungen, die von der herrschenden Meinung abweichen, denn „die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden“, wie Karl Marx einmal gesagt haben soll. Das impliziert jedoch nicht, dass die herrschende Meinung immer falsch liegt. Vielmehr geht es darum, auch kritischen Stimmen, also auch der Meinung der Minderheit Gehör zu verschaffen. Oft gibt es nämlich kein richtig oder falsch, sondern unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven zu einem Thema. Um sich ein möglichst umfassendes Bild machen zu können, ist es daher notwendig, unterschiedliche Argumente zu hören und sie gegeneinander abzuwägen. Hierbei ist es unerheblich, wie viele Menschen diese Meinung (bereits) teilen oder von wem das Argument kommt. Wenig zielführend ist es auch, sachliche …

In der aktuellen Ausgabe (Nr. 5)

Warum das Holocaust-Gedächtnis Frieden zwischen Israel und Palästina  verhindert, analysiert Chefredakteurin Liza Ulitzka in ihrem Essay auf Seite 11. 


Warum Gründerzeithäuser in Wien immer häufiger vor dem Abbruch stehen, hat Rudolf Preyer für Die Krähe recherchiert.

Probelesen

Hier können Sie die erste Ausgabe von Die Krähe vom November 2022 kostenlos durchblättern und lesen.

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